Im Frühjahr diesen Jahres hat mir meine Mama voller Begeisterung von einem Buch erzählt das sie im Schnäppchen-Regal gefunden hat: „Das Experiment Hingabe – Mein Weg bis in die Vollkommenheit“ von Michael Alan Singer. „Das wäre doch was für dich!“ hat sie gesagt, es geht um Meditation und spirituelles!
Bei meinem wochenendlichen Besuchen erzählte sie mir immer wieder kleine Ausschnitte, die sich super spannend anhörten und sie lud mich ein das Buch zu lesen, wenn sie es fertig hat. (Danke liebes Universum, dass das Buch mal wieder genau zur richtigen Zeit in mein Leben kam 😉
Es war die Autobiographie eines Manns, der anfing zu meditieren, der in die Wälder zog und sich dem Leben voller Hingabe verschrieb. Er wollte zu allen Dingen, die in sein Leben kommen JA sagen und sie mit Hingabe erledigen – auch wenn sie so gar nicht seinen persönlichen Vorlieben entsprachen. „Wenn es in meinem Leben ist, dann hat es etwas mit mir zu tun. Also werde ich mich mit ganzem Herzen darauf einlassen, egal ob mir das gefällt oder nicht.“
Ich mochte die Idee, sie resonierte mit mir – ein gutes Zeichen!
Es war einfach unglaublich inspirierend zu lesen, wie sich sein Leben seit dem Experiment entfaltete. Alles schien im Fluss zu sein, alles was er brauchte offenbarte sich zur richtigen Zeit. Ich fand die Geschichte so beeindruckend, dass ich mir vornahm mich auch auf das „Experiment Hingabe“ einzulassen und mich überraschen zu lassen, was das Leben mir an Wundern zuspielen würde.
Natürlich ist es irgendwie auch ein schmaler Grad zwischen: „Ich folge immer meiner Intuition“ (was ich mir seit Beginn diesen Jahres auf die Fahnen geschrieben habe) und „Ich sage zu allem Ja, was das Leben mir präsentiert und sehe wo es mich hinführt“. Ist das nicht widersprüchlich? Wo ist die Grenze? Wann übergehe ich dabei meine Intuition?
Ich habe mir vorgenommen es an kleinen Dingen im Alltag auszutesten. So sagte ich zum Zouk-Flashmob-Training zu, obwohl mein erster Impuls „Ach nee, ich habe keine Lust auf Verpflichtungen, die Zeit kosten“ war – und ich muss sagen, bisher macht es mir richtig viel Spaß! Ich bin dankbar, dass ich mich dazu entschieden habe dieser Einladung, trotz anfänglicher Ablehnung aus „Faulheit“, zu folgen.
Meine erste kleine Herausforderung ergab sich im Juli diesen Jahres als ich eine Freundin mit dem Zug für ein paar Tage besuchen wollte.
Ich buchte die Hinfahrt und alles fühlte sich leicht und unkompliziert an. Um den Sparpreis zu nutzen, wollte ich auch gleich die Rückfahrt mit buchen. Wir hatten geplant ein Yoga-Festival zu besuchen und am nächsten Tag sollte es für mich wieder nach Hause gehen. Mein erster Impuls zum Thema Rückfahrt war eindeutig: ich fahre am Tag nach dem Festival zur Mittagszeit zurück. Noch gemeinsam frühstücken und dann wieder heim.
Als ich meiner Freundin die favorisierte Zeit für die Rückfahrt nannte, meinte sie, dass wir doch beide extra Urlaub nehmen und ich könne gerne den ganzen Tag bleiben, sie nimmt sich für mich Zeit. Hm. Hat sie irgendwo recht. Um den Urlaubstag richtig auszuschöpfen wäre es besser später zu fahren. Bringt mir ja auch nichts, dann den halben Tag alleine zu Hause rumzusitzen. Gut, dann wäre jetzt die Frage ob ich 18:30 Uhr oder 20:30 Uhr zu Hause ankommen möchte?
So einfach diese Frage auch scheint, ich konnte sie nicht beantworten. Alles in mir hat sich geweigert sich auf eine dieser Zeiten festzulegen. Argumente für beide Zeiten lieferten sich ein Duell in meinem Kopf. Nichts fühlte sich stimmig an. Ich wollte die Frage dann an meine Freundin abgeben, aber ihr war es auch egal. Also habe ich die Entscheidung dann auf den nächsten Tag verschoben, aber auch da: kein Gefühl welche Zeit die bessere wäre.
Und so entschied ich irgendwann mit dem Verstand den späteren Zug zu nehmen, um den Urlaub auszunutzen und vor allem den quälenden Gedanken ein Ende zu setzen. Ich dachte noch: „20:30 Uhr ist ja ganz schön spät, da darf der Zug aber keine Probleme machen, sonst könnte das ungünstig enden“. (Ich musste schon mal in Mannheim übernachten, aufgrund von Zugausfällen und Verspätungen. Da hatte ich mir geschworen: Nimm nie wieder den letzten Zug!)
Also fuhr ich zu unserem Treffen. Wir verbrachten zwei schöne Tage miteinander, aber schon am Vorabend der Rückreise kam der Gedanke auf: Sollte ich vielleicht doch lieber Mittags schon zurückfahren? Jetzt könnte ich noch kostenlos stornieren und umbuchen …
Wir hatten uns gut unterhalten, aber langsam waren die Gesprächsthemen dem Ende zugegangen und eine richtige Idee wie wir den bevorstehenden Tag noch nutzen könnten, gab es nicht. Obwohl das Gefühl stark war, verwarf ich den Gedanken und entschied an meinem Plan festzuhalten und zu bleiben. Ich würde 20:30 Uhr erst zu Hause sein.
Der Tag verlief gut, etwas träge und die Uhr hatten wir immer im Blick. Als es Zeit wurde sich in Richtung Zug zu begeben, überkam mich plötzlich schon ein merkwürdiges Gefühl von Hektik – eigentlich war noch mehr als genug Zeit. Ich packte meine Sachen und bekam eine E-Mail, dass mein Zug bereits mit 25 min Verspätung starten würde. „Neeeeeiiin“ dachte ich, ich habs doch geahnt. Wohlwissentlich das ich den Anschlusszug damit wohl eher nicht erreichen würde. Also checke ich in der U-Bahn schnell die Verbindungen. Vielleicht könnte ich einen Zug eher schaffen, um den Anschluss irgendwie zu bekommen?
17:01 Uhr könnte ein Zug fahren, 20 Minunten vor meiner regulären Abfahrt – ich müsste nur erst am Schalter fragen, ob das mit meinen Zuggebundenen Ticket möglich ist. Leider erreichte ich den Bahnhof erst um 17:00 Uhr. Keine Chance. Und ich brauchte noch etwas zu Essen für die Fahrt.
Es half nichts. Ich kaufte ein Brötchen und hörte dieses Mal auf den Impuls, noch ein zweites zu kaufen – obwohl der Verstand meinte, ich brauche nur eins, ich bin ja 20:30 Uhr zu Hause. Dieses mal höre ich auf die Intuition ohne Wenn und Aber. Hätte ich doch nur auch auf sie gehört, als es um die Rückfahrt ging und hätte einfach den Mittags-Zug gebucht, dann wäre mir das jetzt hier erspart geblieben. Hinterher ist man immer schlauer.
Mit 25 Minuten Verspätung fuhren wir los und wie zu erwarten war und trotz Hoffen und Bangen, hatte der Anschlusszug natürlich nicht auf uns gewartet und es lagen 2 Std Wartezeit irgendwo im Nirgendwo vor mir.
Ein riesiger, aber fast menschenleerer, gespenstisch heruntergekommener Bahnhof am Abend und die Voraussicht erst 22:30 Uhr, wenn überhaupt, am Zielbahnhof anzukommen, ließen plötzlich eine Mischung aus Panik und Tränen in mir aufsteigen. Scheiße. Ich hab es doch geahnt. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Was mache ich jetzt so lange hier? Ganze alleine?
Trotz aufsteigender Panik konnte ich überraschend schnell innerlich „umschalten“ und mich von außen beobachten – so wie die Hauptperson aus dem Hingabe-Buch es immer tat. Ein richtig schönes Gefühl zu bemerken wie bewusst ich inzwischen bin.
Ich konnte beobachten, wie die Panik in mir aufstieg, aufgrund von Gedanken die ich mir machte und die meinem Ego widerstrebten. „Ich möchte aber nicht erst so spät zu Hause sein! Ich habe es doch gewusst!“ plärrte es wie ein wütendes Kleinkind. Lustig. Da musste ich fast etwas schmunzeln.
Als ich den Fahrplan studierend zuhörte wie eine Frau jemanden am Telefon erzählte, dass sie jetzt zwei Stunden warten müsste und meinte sie habe es irgendwie geahnt, entfuhr mir ein: „Ich auch“ und dann entspannte ich mich gänzlich. Ich bin gar nicht alleine und nicht die einzige, die hier jetzt zwei Stunden warten wird. Alles halb so wild.
Es ist an der Zeit dieser Situation mit Hingabe zu begegnen. Das Leben hatte mich hier hingeführt, also würde ich mich mit ganzem Herzen hingeben! Ich suchte mir einen Platz auf dem (harten) Bahnsteig-Betonboden im Schatten eines Wartehäuschens (die einzige Bank, die es weit und breit gab, war schon besetzt) und fing an mich umzublicken.
Zum Glück war die Internetverbindung hier so schlecht, dass es keinen Spaß machte mit dem Handy rumzuspielen, also packte ich es weg und begann meine gewöhnliche Achtsamkeitsübung: 5 besondere Dinge, die ich gerade sehen kann? 4 Dinge die ich hören kann? 3 Dinge die ich gerade fühlen kann? 2 Dinge die ich riechen kann? 1 Sache die ich schmecken kann?
Wow! Das ist immer ein Gamechanger um mich ins Hier und Jetzt zu holen!
Was für ein schöner Sommerabend! Alles war ganz friedlich und still, kein Laut zu hören, lauter Bäume um mich rum. Wann hatte ich so etwas zuletzt erlebt? Plötzlich genoss ich den Moment voller Freude und Ehrfurcht. Ich war dankbar. Dankbar, dass ich die beiden Stunden bis zum Sonnenuntergang nicht im stickigen Zug sitzen musste, sondern dass ich sie an der frischen Luft erleben durfte – im Zug sitzen könnte ich schließlich auch wenn es draußen dunkel ist. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf der Haut spüren. Mein Brötchen ohne Maske im Freien essen zu können, nicht umständlich im Zug – und zudem liebe ich es im Freien zu essen! Welch ein Glück.
Ich genoss, dass ich einfach in meinem Buch lesen konnte – worauf ich im Zug erst keine Lust mehr hatte. Nun erfüllte es mich mit Zufriedenheit ein Zeitfenster zum Lesen zu haben, in dem ich eh nichts anderes tun konnte.
Die zwei Stunden vergingen im Flug und die weitere Heimreise verlief problemlos. Natürlich kam ich erst 22:30 Uhr an – wie in meinem Worst-Case-Szenario. Die Manifestation hatte also erfolgreich geklappt.. danke liebes Universum, demnächst mache ich wieder Best-Case 😉
Aber wisst ihr was? Ich war meiner Intuition dankbar für das zweite Brötchen, dass ich am Bahnhof noch gekauft hatte, denn am Ende hatte ich dann doch noch richtig Hunger 😉
Was sich für mich immer wieder bestätigt: Folge deiner Intuition, sie weiß was gut für dich ist! Und lass dir vom Verstand nicht dazwischen quatschen! Es hat sich schon so oft bestätigt und ich liebe es zu erleben, wie meine Intuition einfach immer recht behält!
Kennst du solche Situationen auch aus deinem Leben? Wo Verstandes-Entscheidungen dich am Ende nicht glücklich gemacht haben? Um ehrlich zu sein, machen sie selten glücklich. Daher folgt lieber eurer ganz persönlichen körperlichen Entscheidungsinstanz!
Das Human Design System besagt, dass ich meine Entscheidungen nach meiner Intuition treffen soll. Sie ist eine ganz kurze, leise Stimme, die mir sagt was für mich richtig ist und was nicht. Oft spricht sie schon, bevor die Frage richtig ausgesprochen wurde und manchmal überhört man sie, wenn man nicht aufpasst. Dann fängt man an Pro- und Kontra-Listen mit dem Kopf zu machen und jede Entscheidung fühlt sich irgendwie falsch an. Dabei ist es so einfach: Höre auf dein Gefühl, es leitet dich immer richtig.
Das ist allerdings nicht bei jedem Menschen so. Manche Menschen sollten Entscheidungen mit ihrem Bauchgefühl treffen: Wenn sich der Bauch weitet, dann ist es ein „ja“, wenn er sich zusammenzieht, dann ist es ein „nein“. Achtung: Ist es kein „Hell yes!“ dann ist es immer ein nein!
Andere sollten ihrem Herzen folgen, ihrer Richtung im Leben und wieder andere sollten bei wichtigen Entscheidungen dringend eine oder mehrere Nächte darüber schlafen, weil ihre Emotionen (die euphorischen, wie die trüben) sie sonst in die Irre führen würden. Das Human Design System weiß für jeden Menschen was die richtige Art von Entscheidung für ihn ist.
Für mich bestätigt es sich immer wieder. Wenn ich meiner Intuition folge, läuft alles ganz leicht und es fühlt sich an, als sei mein Leben im Fluss. Genauso sollte es sein!