Meine Dankbarkeitstagebuch-Hacks für euch

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Heute ist wieder so ein kurioser Feiertag, der „Welttag der Dankbarkeit – World Gratitude Day, am 21.09.2021“ und ohne das zu wissen, habe ich gestern einer Freundin voller Freude berichtet, dass ich seit 77 Tagen am Stück mein Dankbarkeitstagebuch führe und es tatsächlich – beeindruckender Weise – plötzlich funktioniert und völlig von selbst läuft. Und weil es zeitlich jetzt so gut zusammenpasst, teile ich mit euch meine Erfahrungen zum Thema:

Wenn man sich in der Welt der Persönlichkeitsentwicklung rumtreibt, dann begegnet einem das Dankbarkeitstagebuch als „wichtigstes Werkzeug überhaupt“ an jeder Ecke: „Wenn ich euch nur einen Tipp geben kann, dann führt täglich ein Dankbarkeitstagebuch!“ (und jeder verdreht dabei schon die Augen und denkt sich: kannst du mir nicht einen richtigen Tipp geben?)

Diese Aussage ist aber durchaus berechtigt, denn das Dankbarkeitstagebuch schult, wie wir den Fokus auf die schönen Dinge im Leben lenken, statt auf alles was heute wieder schief gelaufen ist und uns nicht gefällt – unser erlernter Standardmodus. 

Wir werden pro Sekunde mit ca. 11 Millionen Sinneseindrücken konfrontiert und unser System ist nur fähig 40 davon bewusst wahrzunehmen, damit es nicht überlastet wird. Dass heißt für uns: je nachdem wie wir unser Gehirn anweisen und ihm sagen was wichtig für uns ist, wird ein Filter gesetzt und dann werden die Reize danach ausgewählt und in unser Bewusstsein gelassen, die dazu passen. Ihr kennt das sicher auch: Ihr wollt euch ein bestimmtes Auto mit einer ganz seltenen Farbe kaufen und plötzlich seht ihr nur noch Autos in dieser Farbe rumfahren. Oder ihr seid Schwanger und seht plötzlich überall Schwangere, das Paradebeispiel.

Es macht also durchaus Sinn bewusst den Fokus auf die schönen Dinge im Leben zu legen, um ein schönes Leben zu haben 😉

Die Theorie ist also verständlich und einleuchtend. Trotzdem muss ich ehrlich sein.. es fordert schon ganz schön viel Disziplin sich jeden Abend hinzusetzen und drei Dinge aufzuschreiben, für die man heute dankbar ist. Am Anfang ist das richtig schwer, weil es so ungewohnt ist. Da fallen einem nur die negativen Sachen wieder ein. Oder gar nichts. Oder man sucht gequält, gibt auf oder schreibt dann was auf was man gar nicht fühlt: „Ich bin dankbar, dass ich fließendes Wasser habe“. 

Könnt ihr das fühlen? Müsst ihr dabei innerlich schmunzeln? Ich denke nicht. Es sei denn, die letzten drei Tage wurde das Wasser abgestellt, es wurden aber nur zwei Tage davon bekannt gegeben und plötzlich stehst du ohne Wasser da. Im HomeOffice. Ohne Trinken (wenn du nur Leitungswasser trinkst wie ich) und ohne die Möglichkeit dir dein Mittag zu kochen. Glaube mir, dann kannst du am Abend diesen Satz mit dem Wasser plötzlich fühlen und bist dankbar, dass du noch Trinken in der Sportflasche hattest und den Eimer fürs Klo vom Vortag noch nicht weggekippt hast 😀

Es bringt also nichts, irgendwelche allgemeinen Floskeln vorzubeten, für „die man dankbar sein sollte, weil wir so privilegiert sind“ – wie eine Wohnung zu haben und fließendes Wasser“, es aber in dem Moment nicht fühlen zu können. Es geht darum im täglichen Leben die Dinge zu entdecken, die einen verzücken, die einen schmunzeln und lachen lassen und diese aufzuzählen. Das können ganz kleine Dinge sein und ganz Große. Völlig egal, solange sie dir Freude machen.  

Wie macht man das ganze nun? Da gibts keine „Vorgabe“, nur Empfehlungen. Du kannst deine Dankbarkeit morgens schreiben, um schon mit einem tollen Gefühl in den Tag zu starten oder du kannst sie abends vor dem ins Bett gehen schreiben, weil es dein Unterbewusstsein verzückt, wenn du mit diesen positiven Gedanken in die nächtliche Verarbeitung gehst. Aber du solltest es wirklich aufschreiben. Nur darüber nachdenken reicht leider nicht. Und Aufschreiben hat auch einen zweiten positiven Aspekt: Du kannst, wenn du mal ein Tief hast, nachlesen was dich alles in letzter Zeit glücklich gemacht hat und kannst dadurch ganz schnell wieder fühlen, dass dein Leben eigentlich toll ist und du gerade nur einen kleinen Durchhänger hast. 

Mach es also so, wie es dir am leichtesten fällt, wie es in deine Routinen passt. Ich bevorzuge Abends, da sind die Ereignisse noch frisch und ich habe einen schönen Tagesrückblick und gehe meistens mit einem Gefühl von „ich hatte echt einen erfüllten, tollen Tag“ ins Bett. Manche empfehlen, dass man sich wirklich mit Zettel und Stift hinsetzen soll und die Dinge aufschreiben, weil es dann nicht nur durch den Kopf und das Herz, sondern auch nochmal durch die Handbewegung fließt. Das gilt sicher für Menschen, die gern schreiben. Gehörst du nicht dazu, wirst du die Sache so vermutlich nicht durchziehen. Auch hier gilt: schau was dir liegt, was dir Spaß macht und was dir leicht fällt. 

Ich habe eine Dankbarkeits-App („5 Minute Journal“ – leider auf englisch) auf dem Handy und diese meldet sich 21:30 Uhr und erinnert mich, mein Tagebuch zu führen. Zusätzlich habe ich eine eigene tägliche Erinnerung zum Abhaken erstellt, die um 22 Uhr kommt. Sollte mein Unterbewusstsein also die erste Nachricht absichtlich überlesen haben, weil es keine Lust drauf hat – bevor ich ins Bett gehe, hake ich alles offene ab und spätestens dann muss ich ran. Und ja, manchmal habe ich da gar keine Lust zu. Es ist schon sooo spät, ich bin schon soooo müde. Aber ich mach es trotzdem. Am Ende lohnt es sich immer. Immer.

Und ich habe eine mega Erleichterung für mich entdeckt – die Diktierfunktion! 😀 Wenn ich also wirklich absolut keine Lust mehr habe zu tippen, dann lege ich mich ins Bett, schließe die Augen, tauche nochmal in die Situation ein und diktiere die Erlebnisse in all ihren Details auf. Das geht schneller und ich kann dabei einfach rumliegen. Am Ende bastele ich mit einem halb geöffneten Auge noch einen passenden Smiley dazu und dann kommt das nächste Ereignis dran. Im letzten Schritt der App wird man immer gefragt, wie man sich fühlt und es gibt kaum einen Tag, an dem ich ein neutrales oder trauriges Smily wähle. Das geht gar nicht, wenn ich vorher die ganzen schönen Situationen des Tages nochmal durchlebt und vor mich hingeschmunzelt habe. 

Ich will ehrlich sein. An Anfang war es hart und manchmal habe ich tagelang dasselbe stumpf runtergeschrieben um schnell fertig zu sein: 
„Ich bin dankbar für das HomeOffice, weil ich dadurch ohne Wecker aufstehen kann“, „Ich bin dankbar für meine Freunde & Familie“, „Ich bin dankbar für den Sonnenschein heute.“ 

Ergebnis: Das bringt nichts. Das fühle ich nicht. Und wenn ich es mir später nochmal durchlese, dann erst recht nicht. Entscheidend ist es, die Situation in ganz vielen Details zu beschreiben, um dich nochmal hinein versetzen und das ganze auch wirklich fühlen zu können, als wäre es gerade real. (Dein Körper kann übrigens nicht unterscheiden, ob du dir etwas nur vorstellst, oder es wirklich erlebst, darum schüttet es Hormone aus. In dem Fall Glückshormone. Heißt aber auch, wenn dir stundenlang Sorgen machst, dann schüttest es auch stundenlang Stresshormone aus und die sind bekanntlich nicht gesund. Darum sei mal achtsam, was du dir den ganzen Tag in deinem Kopf so zusammenspinnst…)

„Ich bin dankbar, dass ich mich heute morgen einfach nochmal umdrehen und ein bisschen vor mich hindösen konnte. Draußen war es so kalt, im Bett so richtig wohlig warm und mein Körper hat sich noch ein bisschen Ruhe gewünscht. Danke, dass ich durch das HomeOffice die Freiheit habe, nach meinem eigenen Rhythmus und Bedürfnissen zu leben und mich nicht dem quälenden Wecker hingeben muss. Ich genieße diese Freiheit sehr!“

„Ich bin dankbar für meine Freunde! Heute habe ich mich mit einer Freundin getroffen, wir waren stundenlang in der Natur spazieren und haben uns richtig lange über alles unterhalten was uns gerade bewegt und auf der Seele liegt. Es geht uns beiden danach immer richtig gut, wir sind erleichtert, glücklich, erfüllt und voller Strahlen. Wir geben uns einen bewertungsfreien Raum, hören uns aufmerksam zu und unterstützen uns. Danke, dass sie in meinem Leben ist, danke das wir in letzter Zeit so eine tolle Freundschaft aufgebaut haben und immer füreinander da sind.“

Merkt ihr den Unterschied? Fühlt ihr den Unterschied? Und das tolle in der App ist, ich kann auch Fotos hinterlegen. Also checke ich jeden Abend, ob ich tagsüber ein Foto gemacht habe, was sich lohnt mit aufzunehmen, und schon verknüpfe ich noch mehr Gefühl und Bild mit meinem Text. Schön ist auch, wenn ich die App öffne wird mir ganz oben ein alter Post von früher angezeigt und ich erinnere mich dadurch an viele schöne Dinge aus der Vergangenheit, die ich sonst längst vergessen hätte. Es ist tatsächlich wie ein Tagebuch. Das Wort „Dankbarkeit“ muss man dabei nicht so verbissen sehen. Man kann auch Dinge aufschreiben, die erfolgreich gelaufen sind, auf die man Stolz ist, die einen glücklich machen. 

Während mir drei Dinge am Anfang wirklich schwer gefallen sind, so sprudeln neuerdings 7 oder 8 einfach so aus mir raus. Teilweise hatte ich sie schon gar nicht mehr im Kopf, doch beim Schreiben, kommen sie plötzlich wieder hoch. Ein Zeichen davon, dass mein Gehirn schon richtig gut geschult ist. Und der Beweis das es tatsächlich so ist: Übung macht den Meister oder „Stumpf ist Trumpf“, wie die „Millionärin von Nebenan“-Stephanie Raiser immer so schön sagt. Immer wieder machen, machen, machen. Durchziehen, bis sich eine neue Schleife im Gehirn gebaut hat, es zur Gewohnheit geworden ist und es plötzlich ganz leicht und von alleine läuft. 

Und besonders auffällig und beeindruckend finde ich, dass abends tatsächlich keine negativen Sachen vom Tag mehr hochkommen. Selbst wenn es am Tag solche gab, Abends werden sie mir nicht mehr vorgespielt – nur noch die schönen Sachen.

Ich hatte davon berichtet, dass ich beim Zouk-Flashmob-Training mitgemacht habe, am Wochenende haben wir den Flashmob durchgeführt und gestern morgen um 09:30 Uhr musste das Video erneut aufgenommen werden, weil die Aufnahme noch nicht gut genug war, um sie einzusenden. 09:30 Uhr am Feiertag! Dabei fallen die Feiertage doch dieses Jahr eh alle so blöd auf das Wochenende und dann ist einmal einer am Montag, und nun musste ich mich mit Wecker rausquälen, obwohl ich frei hatte. Das ist doch gemein.

Ja, das ist die Realität. Aber was mir abends beim Schreiben plötzlich eingefallen ist, ist nicht dieser Umstand, sondern der, wie wir alle verschlafen und frierend auf dem Campus standen und uns darüber lustig gemacht haben, dass alle müde sind. Ein Witz nach dem anderen. Und als wir uns zum Tanzen warm machen wollten, alle im Kreis standen – wir gescherzt haben, dass wir wie ein Yoga-Kreis aussehen, und wir köstlich gelacht haben, als der Trainer beim „auf die Zehenspitzen stellen und den Arme nach oben strecken“ plötzlich anfing mit „wir begrüßen das Universum“, „wir holen uns die Energie aus dem Universum“ „… und packen sie in unsere Hosentasche“. Es war einfach nur herrlich, lustig, gesellig. Das ist es, was mir abends in den Sinn kam und mich hat schmunzeln und mit einem guten Gefühl einschlafen lassen. Und das ist wunderbar.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Hanna

    Liebe Sandra,
    du hast das Thema so wunderbar und leicht beschrieben. Ich konnte dich richtig sehen, wie du ausschlafen konntest und im HomeOffice gearbeitet hast, wie du mit deiner Freundin qutaschen konntest und vor allem wie ihr beim Aufwärmen für den Flashmob im Kreis standet. Du hast einen wunderschönen Schreibstil, der mich in gewisser Weise fesselt und abholt. Danke für deine wunderbare Inspiration zum Dankbarkeitstagebuch, ich habe meins schonwieder viel zu lange liegen lassen. Danke für deinen kleine Weckeruf! Ja das Schreiben eines Dankbarkeitstagebuchs verändert so viel!!! 😊🙏🏼❤️

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